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Auf den Spuren Carl Ritter von Ghega

Ein Bericht über eine Wanderung am Semmering-Bahnwanderweg

Da streiten sich die Leut’ herum – so hat schon der Valentin im berühmten Hobellied aus Raimunds Verschwender gesungen. Und gestritten wird schon seit Jahren rund um den Semmering-Basistunnel: jetzt wird er vielleicht auf einer anderen Route doch gebaut. Aber über diesen Streit möchte ich gar nicht reden, sondern vielmehr darüber, was dabei übersehen wird und gar nicht zur Sprache kommt: nämlich wie schön und beeindruckend die Strecke zwischen Payerbach und dem Bahnhof Semmering ist.

Wahrlich mit Recht ein Weltkulturerbe! Wir sind den Semmering-Bahnweg gegangen – Helga und ich mit einer Gruppe am 8. Dezember 2004. Treffpunkt ist die Haltestelle Klamm, wir fahren mit dem Regionalzug bis zum Bahnhof Semmering. Das Wetter ist kalt, aber oben am Semmering ist es strahlend schön und es scheint die Sonne. Den Nebel haben wir im Tal zurück gelassen. Wir sind schon sehr gespannt auf den Weg, an sich sollte es ja einfach nur bergab gehen, von 897 auf 705 m, immer schön entlang der Bahn, das klingt einfach. Grundsätzlich geht es ja die Bahnstrecke entlang, aber immer wieder einmal auf der einen, dann an der anderen Seite der Bahnstrecke, so ist der Weg sehr abwechslungsreich, einmal schmaler Steig, einmal Karrenweg, einmal Forststraße, auch ein asphaltiertes Straßenstück ist dabei. Und es geht munter rauf und runter, wenn auch in Summe mehr hinunter: immer durch eine wunderschöne Landschaft.

Es gibt viele lohnende Aussichtspunkte, vor allem die Aussichtswarte auf dem Doppelreiterkogel bietet eine herrliche Aussicht auf die verschneiten Wiener Hausberge, in die Adlitzgräben und zum Kreuzberg. Und immer wieder fällt der Blick auf die eindrucksvollen Viadukte der der Semmering-Bahn. Dazwischen hören wir Details über den Bau dieses Weltkulturerbes, über diese gewaltige Ingenieurleistung, und die großen Schwierigkeiten und Probleme die in der Bauzeit vom 1854 bis 1860 zu überwinden waren. Wir wandern so zu sagen durch ein Stück österreichische Geschichte. Der Weg führt uns vom Bahnhof Semmering über die Haltestelle Wolfsbergkogel am Doppelreiter- und Wolfsbergkogel vorbei hinunter in die Adlitzgräben. Unterhalb der Pollesowand und der Kalten Rinn kommen wir in den kleinen Ort Breitenstein, von dort geht es oberhalb der Weinzettel- und Pfefferwand weiter und dann tauchen wir beim Abstieg in unseren Ausgangspunkt, dem Ort Klamm, wieder in den Nebel ein. Alles in allem rund 4,5 Stunden auf nicht schwierigem Weg, mehrere Pausen schon eingerechnet. Der Weg ist bestens beschildert, der spezielle Wegweiser „Bahnwanderweg“ ist an allen wichtigen Stellen vorhanden; man kann sich praktisch nicht vergehen.

Ein Wermutstropfen ist dabei: zumindest um diese Jahreszeit hat die Gastronomie unterwegs geschlossen – wir sind auf unsere Vorräte angewiesen. Aber im „Gasthaus in der Klamm“ mit seiner guten Küche können wir uns ausgiebig stärken und aufwärmen. Und wir sind uns alle einig: es ist ein schöner, interessanter Weg – zur Nachahmung empfohlen…

 

Hermann Bahr

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